Schwei­zer Holz­bau im Über­blick

Die Berner Fachhochschule (BFH) entwickelt eine neue Website, die bis Ende 2024 400 Holzbauten aus den vergangenen 600 Jahren zeigen wird. Gespickt mit Bauplänen und Bildern vom Bauprozess dient die Sammlung als übersichtliches digitales Lexikon.

Publikationsdatum
29-04-2024
Joël Amstutz
Redaktor Architektur TEC21 – Schweizerische Bauzeitung

Seit rund zwei Jahren arbeitet die BFH gemeinsam mit Studierenden an der Dokumentation von Schweizer Holzbauten. Bis Ende 2024 sollen 400 Bauwerke aus den letzten 600 Jahren auf www.holzbaukultur.ch einsehbar sein. Doch wozu?

Traditionelle Schweizer Holz­bauten entwickelten sich abhängig von den lokalen Holzvorkommen und der jeweiligen Nutzung. Im Alpenraum etablierte sich die Blockbauweise, im Mittelland setzten sich Bohlenständerbauten durch. Inspiriert von der alpinen Architektur entstanden bis über die Landesgrenze hinaus zahlreiche Häuser im Schweizerstil – auch «Laub­sägeli­stil» genannt. Mit der Architektur der Moderne verdrängten im 20. Jahrhundert Beton und Stahl besonders abseits der alpinen Gebiete den Baustoff Holz. Das heimische Material in seiner traditionellen Form verlor an Bedeutung.

Seit den späten 1980er-­Jah­ren entstehen in der Schweiz wieder Holzbauten von internationaler ­Relevanz. Befeuert durch die Klimakrise rückte der nachwachsende Rohstoff als wirksamer Kohlenstoffspeicher wieder stärker ins Rampenlicht. Gleichzeitig wurde das Handwerk akademisiert – unter anderem 1997 mit der Integration der Bieler Holzfachschule in den BFH-Verbund. Dies führte zu einem raschen Wissenszuwachs in der Entwicklung von ressourcenschonenden und effizienten Bautechniken sowie leistungsfähigen und nachhaltigen ­Ma­terialien. Geleimte Träger ermöglichen grössere Spannweiten, Gitterschalen gebogene Dachformen und neue Faltkonstruktionen origamiähnliche Strukturen. Mit Hochhäusern und ganzen Wohnsiedlungen aus Holz wurden bisherige Grenzen der konstruktiven Möglichkeiten gesprengt und neu definiert.

Das Team der BFH hinter dem Projekt und der Website «Holzbaukultur» will die Entwicklungen dieser langen Schweizer Holzbautradition, auf der die Neuerungen des 20. und 21. Jahrhunderts aufbauen, in einer Sammlung festhalten und als digitales Lexikon der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Projekt wird im Rahmen des Ak­tions­plans Holz durch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) gefördert. In Kooperation mit den kantonalen Fachstellen für Denkmalpflege werden zeitgenössische Beispiele mit historischen Holzbauten ergänzt, die bis ins 14. Jahrhundert zurückdatieren.

Ergänzend führen Studierende der BFH regelmässig Gespräche mit Architektinnen und Bauingenieuren, die sich auf den Holzbau spezialisiert haben. Daraus ist der Podcast «HBKtalk» entstanden, der ebenfalls auf der Plattform abrufbar ist. Als nützliches Kompendium stellt die Website eine direkte Verbindung zwischen den Holzbauten und den verschiedenen Planenden her. Die interaktive Plattform hat das Potenzial, zu einem hilfreichen Recherchetool für den Schweizer Holzbau zu werden. 

Mehr Informationen:
holzbaukultur.ch

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