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Lagerplatz/Kopfbau Halle 118 Winterthur Transformation und Erweiterung: 2010 – 2022. Eigentümerschaft: Stiftung Abendrot, Basel. Lagerplatz: Umnutzungskonzept: Denkstatt Basel, Verwaltung: Auwiesen Winterthur / Kopfbau Halle 118: Architektur, Bauteiljagd: baubüro in situ Basel

Publikationsdatum
29-06-2023


SITUATION

Ein Jahrhundert lang prägte der Industriekonzern Sulzer die Stadtmitte von Winterthur. Aufgrund einer Betriebsauslagerung verwaisten Hallen, Werkstätten und Plätze auf dem Grossareal mittendrin. Nach dem Scheitern der geplanten Grossüberbauung «Winti Nova» kam es zur Zwischennutzung. Ein beliebter Anziehungsort war der Lagerplatz, der rund einen Viertel der Gesamtfläche einnimmt. Über 100 provisorische Mieterinnen und Mieter gingen selbst auf die Suche nach Investoren. Das Ziel: das Areal mit einem halben Dutzend Gebäudekomplexe partizipativ umzugestalten. 2010 erwarb die Stiftung Abendrot, eine nachhaltige Pensionskasse aus Basel, den Lagerplatz und entwickelt den Standort seither langfristig. Eine Zukunftskonferenz definierte das partizipative und Ressourcen schonende Umnutzungskonzept: kein Abriss von Industriehallen, sondern eine sanfte Transformation mit Um- und Erweiterungsbauten. Daraus entstand sogar der rechtlich verbindliche Städtebauplan.


LAGERPLATZ: WERK UND EFFORT

Das zuvor abgeriegelte Industriequartier öffnete sich für jedermann. Die Spuren der Arealgeschichte bleiben mit ihren Gebäuden erhalten. So verwandelt sich der Lagerplatz in eine Stadt der kurzen Wege mit vielfältigen Nischen für Kleingewerbe, Freizeit, Kunst und Kultur. Ein Musterbeispiel auch dafür, dass keine unsicheren öffentlichen Räume entstehen. Der Einbezug von Mietenden, Nachbarn und Behörden garantiert eine bedarfsorientierte Weiterentwicklung des Areals.

Das Einverständnis für eine lernende Planung erlaubt zudem, sich flexibel an soziale Bedürfnisse anzupassen. Die Eigentümerin anerkennt den Arealverein als legitime Interessenvertretung. Und mit der «Vereinbarung Nachhaltigkeit» teilen sich Vermieterin und Mietende ihre gegenseitige Eigenverantwortung. In Zusammenarbeit mit den Umweltbehörden entstand ein Sanierungsplan für die Einzelbauten, sodass ein sanftes, nachhaltiges Wachstum möglich wird. Das Areal wird mit möglichst klimaneutralen Wärme- und Stromquellen versorgt.


KOPFBAU HALLE 118: WERK UND EFFORT

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW ist eine Ankermieterin mit grossflächigem Raumbedarf. Deren Architekturabteilung beteiligt sich selbst an der partizipativen und innovativen Transformation. Bei der Aufstockung des Hallenkopfs K.118 gipfelte die Zusammenarbeit in ein Pionierprojekt für zirkuläres Bauen.

70 Prozent der für die Erweiterung benötigten Bauteile – darunter Stahlträger, Treppen, Fenster, PV-Module und Metallfassaden – wurden aus rückgebauten Gebäuden gerettet und wieder eingebaut. Zur Ergänzung wurden natürliche Baustoffe wie Holz, Stroh und Lehm verwendet. Der CO2-Fussabdruck von K.118 ist in der Erstellung um 60 Prozent kleiner als bei einem konventionellen Neubau, war der Befund der darüber forschenden Hochschule. Für die beteiligten Architekten aus Praxis und Forschung begann so die Entwicklung eines Entwurfsprozesses, der sich auf die Kreislaufbauweise spezialisiert. Aus der Reuse-Premiere entstand sogar ein neues Jobprofil: die Bauteiljagd.

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